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Der Name Haruki Murakami war mir lange, lange unbekannt. Als im
Diskussionsforum die Bücher des letzten Jahrhunderts gewählt wurden,
war auch ein Vorschlag mit Haruki Murakamis "Hard-boiled
Wonderland oder Das Ende der Welt" dabei - das mich anhand
der Beschreibung erstmal gar nicht angesprochen hatte.
Aber dann bekam ich zum Geburtstag im Februar 2000 "Gefährliche
Geliebte" geschenkt. Gelesen - und gefangen. Die Art zu
schreiben, das Feeling, das in dem Roman dem Leser nahe gebracht wird;
ich war mir sicher: von dem Autor muss ich noch mehr lesen.
Das bekam dann auch meine Lesegruppe zu spüren; mit etwas Überredung
haben wir gemeinsam die "Wilde Schafsjagd" gelesen.
Als ich das Buch gekauft hatte war mir auch wieder eingefallen, dass
ich auch davon vorher schon gehört hatte; in einer Buchhandlung hatte
ich ein Verkaufsgespräch mitgehört, und die Buchhändlerin empfahl
damals dieses Buch, wo es um die Jagd nach einem Schaf geht, ziemlich
schräg, aber - ziemlich gut. Die Kundin hatte das Buch damals
übrigens nicht gekauft. Ihr Fehler.
Denn auch meine Lesegruppe zeigte sich begeistert von Murakami. Und
ich habe dann, nach diesem zweiten Buch, begonnen, ihn
"weiträumig" weiter zu empfehlen.
Im Urlaub kam dann "Hard-boiled Wonderland oder Das Ende der
Welt" an die Reihe. Ein ziemlich futuristisches Buch über
Datenverschlüsselung - in menschlichen Gehirnen. Als ich es an einen
mitreisenden Freund verlieh, meinte er nur: ne. kann man nicht lesen.
Ist wohl auch wirklich ein etwas zu heftiger Einstieg für jemanden,
der diesen Autor noch nicht kennt.
Die beiden Erzählbände folgten, wobei gerade die Titelgeschichte aus
"Als ich eines schönen Morgens im April das 100-Prozentige
Mädchen sah" in ihrer Simplizität einfach genial ist.
Generell sind sie ein guter Einstieg, um die verschiedenen Facetten
seiner Erzählweise kennen zu lernen; denn in den Bänden wechseln
sich sehr "normale" mit surrealen Erzählungen ab.
Nachdem die Lesegruppe ja schon von der Wilden Schafsjagd so
angetan war, wagten wir einen zweiten Versuch: Mister Aufziehvogel
wurde ebenfalls gemeinsam gelesen. Wir haben dann versucht, für die
Nicht-Leser das Buch zusammen zu fassen und waren damit alleine 2
Stunden beschäftigt, weil das Buch so komplex ist. Bislang ist dieser
dicke Schmöker für mich wirklich das wichtigste Buch, das ich von
ihm gelesen habe. Es spielt souverän mit den verschiedenen
Erzählebenen, wechselt völlig unprätentiös ins mystische - auf
eine Weise, die nichts mit Fantasy oder Science Fiction zu tun hat.
Naokos Lächeln ist mehr als nur eine Liebesgeschichte - und
diese in Japan so erfolgreiche Geschichte hat auch mich gefesselt,
auch wenn ich (zum Glück) keine Ähnlichkeit mit Holden Caulfield
feststellen konnte.
Nur das zuletzt gelesene Buch, "Tanz mit dem Schafsmann"
hat meine Erwartungen etwas enttäuscht.
"Sputnik Sweetheart" war für mich das erste Buch, das
ich in der englischen Übersetzung gelesen habe - und nachdem mir die
Sprache so noch besser gefällt, werde ich zukünftig wohl auch dabei
bleiben. Manches klingt in der deutschen Übersetzung so holprig,
während es für mich auf Englisch *richtig* klingt - was sicher auch
daran liegt, das mir die Sprache nun doch nicht so vertraut ist wie
meine Muttersprache, und eine missglückte Metapher mir weniger ins
Auge sticht.
"Untergrundkrieg" und "After the Quake" stehen
noch auf meiner Wunschliste - werden aber nicht mehr lange auf sich
warten lassen.
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